Heute steht wieder der Besuch einer Schule an, diesmal Karbani.
Was mir schnell bei der Fahrt deutlich wird. Heute geht es mitten durch Busch, wortwörtlich über Stock und Stein.
Die letzten Besuche von Schulen in Djaobani oder Niafari waren irre weit weg, gefühlt am Ende der Welt, aber es gab so etwas wie eine Piste. Heute nichts von alledem.
Ja - es gibt Fahrspuren, einmal nach links, einmal nach rechts. Dies aber eine eine Piste zu nennen, wäre falsch. Sogar meine Begleiter, Josué, Charles und Hams verirren sich, müssen immer mal wieder bei Gehöften nach dem Weg fragen. Ja, so stellt man sich das wahre, das urspüngliche Afrika vor. Die Gehöfte haben noch wenige "moderne" Anbauten. Sie bestehen meist aus Rundhütten, die durch eine Mauer aus Lehmziegel verbunden ist. So stelle ich mir das ursprüngliche Afrika vor. Vielleicht ein wenig zu idealistisch.
Ich bemerke dies und die drei Afrikaner stimmen mir zu. Oui, c'est la brousse. Wir sind mitten im Busch.
Der Besuch der Schule wie üblich, außer dass es diesmal nichts zum Essen gibt. Da freue ich mich auf das Bier nachher in Bilanga im Maquis.
Excision - "Beschneidung" - Genitalverstümmelung
Am Mittag treffen wir eine Frauengruppe. Sie berichten mir über ihre Aktion gegen die Genitalverstümmelung bei Mädchen.
Im Französischen, hier in Afrika, wird das immer noch in der Regel "Excision" genannt, also Beschneidung im Deutschen. Die Verwendung dieses Begriffes ist mir zu einfach, zu harmlos, es hat noch den Klang von Tradition. Dahinter steckt aber die millionenfache Verletzung von Frauen und damit eine schwere Menschenrechtsverletzung. Im Deutschen spricht man zunehmend von Genitalverstümmelung.
Diese Praxis ist auch in Piela und Bilanga noch verbreitet, vor allem draußen auf den Dörfern. Auch wenn dieses grausame Verbrechen an den Mädchen mit hohen Strafen belegt ist.
Die Frauengruppe hatte im Oktober letzten Jahres zehn Dörfer besucht, mit Theaterspiel wurde über alle Nachteile aufgeklärt und sensibilisiert. (Krankheit, Tod, Geburtsprobleme, kleine Babys, Probleme beim Geschlechtsverkehr, ....). Bei den Treffen waren auch Männer dabei, wenn auch viel weniger als Frauen, insbesondere auf Dörfern mit Moslems.
Die Frauen zeigen sich überzeugt davon, dass sie aufklären konnten und die Genitalverstümmelung in diesen Dörfern nicht mehr stattfindet. Gerne würde ich dies glauben.
Es freut mich, dass über die Genitalverstümmelung, auch von den Frauen, ganz offen gesprochen wird. Zu Beginn unseres Engagements war dies noch ein völliges Tabu. Ich sage dies den Frauen, bestärke sie in dem Kampf dagegen.
Eine Aufstellung der Dörfer, die diese Aktion erreicht hat. Man sieht insbesondere auch bei der Anzahl der Männer, wie die Meinung dazu im Dorf ist. Das Dorf mit den wenigsten teilnehmenden Männern seien eben Moslems. Dagegen sei schwierig vorzugehen. Insgesamt wurden 10 Dörfer besucht. 70 Dörfer hat das Département. Noch viel Arbeit und Geld.